Baugebiet steht klar im Mittelpunkt

Gemeinde und Planer bringen Bürger auf den neuesten Stand – Buslinie nur Randnotiz

Großes Interesse an der Bürgerversammlung zum Thema Baugebiet und Busverkehr. Fotos: Habermann

NIEDERDORFELDEN Eigentlich standen zwei Themen auf der Agenda der Bürgerversammlung am Montagabend im Bürgerhaus an der Burgstraße: die neuesten Entwicklungen zur Buslinie MKK-24, und der Stand der Planungen zum Neubaugebiet „Im Bachgange“. Der Bebauungsplan stand aber mehr als zwei Stunden lang im Mittelpunkt des Interesses von gut 120 Bürgern, die zur Fragerunde gekommen waren.

Zum ersten Punkt gab es nicht viel zu sagen: Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) konnte lediglich konstatieren, was ohnehin schon bekannt war. Nämlich, dass die Gespräche mit der Stadt Maintal und der Gemeinde Schöneck in weitere Runden gehen und eine Entscheidung nun spätestens zum 9. Dezember 2017 gefällt sein müsse. Dann tritt der Winterfahrplan des RMV in Kraft. Und spätestens dann wird auch entschieden sein müssen, ob die Linie MKK-24 zur reinen Schulbuslinie degradiert wird, oder ob sie künftig die drei Kommunen mit der Endstation Bahnhof Maintal-West verbindet.

Detaillierter wurde es beim Planungsstand zum Baugebiet „Im Bachgange“. Zurzeit befindet man sich nach dem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan durch die Gemeindevertretung im Bereich der Baurechtsschaffung, wie Ralf Trollmann von der beauftragten Firma ZSE Immobilien schilderte. Die jetzige Planung sieht auf dem rund 10,7 Hektar großen Gebiet ein allgemeines Wohngebiet von rund 5,2 Hektar vor, des Weiteren ein Mischgebiet von 0,4 Hektar, ein Sondergebiet Nahversorgung (0,8 Hektar), Flächen für den Gemeinbedarf (0,6 Hektar), Verkehrsflächen (Straßen, Wege und Plätze von 1,9 Hektar), sowie private und öffentliche Grünflächen von insgesamt 1,3 Hektar.

Der Bebauungsplan befindet sich in einem Vorstadium, Anregungen und Einwände, sowohl von Trägern öffentlicher Belange als auch von Privatleuten, sind jeder-zeit noch möglich.

Die Architektin Elisabeth Schade aus Gießen erläuterte, dass nach Maßgabe der gesetzlichen Regeln über die Verdichtung von Wohngebieten 400 Wohnungen im Plangebiet theoretisch möglich seien; es sollen aber lediglich rund 330 Wohneinheiten entstehen. Die möglichen Gewerbeflächen im Sondergebiet Nahversorgung sollen unter 2.000 Quadratmetern betragen.

Die Planer informierten über das Neubaugebiet (von links): Armin Uhrig (Ing-Ges. Müller), Sonja Steffen (Seniorenzentrum), Elisabeth Schade (Architektin), Ralf Trollmann (ZSE-Immobilien) und Carsten Brandt (Projektsteuerung).

Feldhamster sollen umgesiedelt werden

Die verschiedenen, erforderlichen und bereits eingeholten Gutachten (Schallschutzgutachten, Verkehrsgutachten, Bodengutachten, Potenzial- und Auswirkungsanalyse, Umweltbericht mit integriertem artenschutzrechtlichen Fachbeitrag) haben keine gravierenden Hindernisse ergeben. Mit Ausnahme von Feldhamstern, die wohl im Plangebiet ihre Höhlen haben, aber im Rahmen eines „Konzepts Hamsterumzug“ umgesiedelt werden könnten. Gleiches gelte für Bodenbrüter wie beispielsweise die Feldlärche. Eine massive Schallschutzwand ist laut Aussage von Trollmann lediglich zur L3008 hin erforderlich, nicht in Richtung Bahntrasse.

Das Baulandumlegungsverfahren, in dem die vorhandenen Äcker von der Gemeinde angekauft und neue (Bau-)Grundstücke parzelliert werden, ist vom Gemeindevorstand beschlossen und soll voraussichtlich in diesem Herbst durchgeführt werden. Wichtig für Bauinteressenten: „Wir haben voraussichtlich mehr Bewerber für Grundstücke, als später Bauplätze zur Verfügung stehen werden“, sagte Trollmann. Auswahlkriterien seien aber noch nicht festgelegt. Interessenten könnten sich weiterhin melden.

Der weitere Zeitplan im Groben: Nach dem Umlegungsverfahren, aus dem sich auch die einzelnen Baugrundgrößen ergeben, soll im ersten Quartal des Jahres 2018 die Vermarktung der Grundstücke erfolgen. Quadratmeterpreise stehen noch nicht fest, wie Trollmann ausdrücklich betonte. Die Er- schließung, also die Herstellung von Ver- und Entsorgungsleitungen sowie der Baustraßen, ist mit „Jahr 2018“ bislang zeitlich relativ weit gefasst. Der Hochbau soll im Jahr 2019 beginnen, der Endausbau ist für das Jahr 2021 geplant.

Diplom-Ingenieur Armin Uhrig erläuterte im Groben wie erschlossen wird. Das Kanalsystem (in getrennten Kanälen für Schmutz- und Oberflächenwässer) soll ausgelegt sein für „50-jährige Hochwässer“, obwohl auch bei vorsichtigster Herangehensweise niemand künftige Starkregenereignisse vorhersagen könne, wie Uhrig betonte. Ein Regenrückhaltebecken, rund 800 Kubikmeter fassend, ist geplant, ebenso geht man von rund 200 Kubikmetern an privaten Zisternen aus; verpflichtend laut einschlägigen hessischen Baugesetzen.

Straßen sollen in den Nebenstraßen gepflastert und als verkehrsberuhigte Bereiche ausgewiesen werden. Die Straßenbreite soll auf der Hauptachse von Ost nach West „im Trennverfahren“ 9,5 Meter betragen, mit jeweils zwei Meter Gehsteig auf beiden Seiten und einer Fahrbahnbreite von 5,50 Metern. Der Anschluss an das bestehende Neubaugebiet „Hain- spiel“ soll per Kreisel erfolgen. Was zur Frage aus dem Publikum führte, warum nicht angesichts der Staugefahr auch nach Osten hin, zum Industriegebiet, ein solcher geplant sei. Der Abwägungsprozess sei insgesamt noch im Gange, erklärte Uhrig dazu.

Die Entwicklung der Gemeinde

Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) nutzte den – von der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) gewollten – Charakter einer Bürgerversammlung zum Zwecke der allgemeinen Information auch zu einem Überblick über den Entwicklungsstand der Kommune. 3816 Köpfe zählt Niederdorfelden aktuell, für die Kinder und Eltern der Gemeinde stehen derzeit drei Kitas zur Verfügung. Zu wenig, befindet Büttner. Doch die Kommune stehe bereits unter einem hohen Kostendruck in Sachen Kinderbetreuung, wobei noch die Belastungen der Hortbetreuung, eine „freiwillige Leistung“ in Hessen, hinzukämen. Ebenfalls erheblich: der Konsolidierungsdruck durch die Landesregierung. „Es ist unmöglich, wie das Land Hessen mit den Kommunen umgeht“, sagte Büttner auch in Bezug auf die Klage Niederdorfeldens (und weiterer Kommunen) gegen den neuen „Kommunalen Finanzausgleich“ (KFA), die momentan beim Verwaltungsgerichtshof anhängig ist. „Der KFA hat uns alleine im vorigen Jahr rund 400.000 Euro gekostet“, so Büttner. 

Von Rainer Habermann

Quelle: Hanauer Anzeiger