Archäologische Funde aus dem Baugebiet vorgestellt

Zeigen, wo sich die Grabungsstellen auf dem künftigen Baugebiet befinden: Dr. Heike Lasch und Alf Steinbrecher. Foto: Fritzsche

Niederdorfelden. Bevor im neuen Jahr die großen Bagger anrücken, haben Archäologen die Gelegenheit, den Boden des künftigen Baugebiets „Im Bachgange“ genauer zu untersuchen. Jedoch: Sie sind nicht die ersten, die an dieser Stelle tief in die Erde graben. Auch die Menschen der Jungsteinzeit haben hier Gruben ausgehoben.

Es ist ein kalter Morgen, als sich der HANAUER mit den Archäologen vom Landesamt für Denkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde des Main-Kinzig- Kreises, der Grabungsleiterin und Bürgermeister Klaus Büttner vor Ort trifft. „Leider wissen wir bisher noch nicht genau, wozu diese Gruben genutzt wurden“, erklärt die Archäologin Dr. Heike Lasch, die mit ihrem Team für Grabungsarbeiten beauftragt wurde. Zehn mal zwölf Meter ist eine der beiden Gruben groß und bis zu 2,20 Meter tief. „Das ist etwas Besonderes für die Jungsteinzeit. Erstaunlich, wie die Menschen das ohne Bagger geschafft haben“, betont die Nidderauerin.

Geomagnetische Untersuchungen hatten die Besonderheit auf dem Areal zum Vorschein gebracht. Die Gruben sind irgendwann wieder zugeschüttet worden. Wann genau, lässt sich nicht sagen. Sie wurden von den Archäologen natürlich besonders unter die Lupe genommen. Zum Vorschein kamen viele kleine Gegenstände und abgeschlagene Steine. „Eine Theorie ist, dass in den Gruben Werkzeuge hergestellt wurden, möglicherweise auch Waffen“, sagt Lasch. Doch warum ausgerechnet so tief unten? „Zumindest ist es dort windstill. Das haben wir selbst festgestellt.“

„Wir haben viele schöne, kleine Dinge gefunden“

Mit dem Graben hatte das Team von Heike Lasch seine liebe Mühe. „Wegen der Trockenheit in diesem Sommer ist der Lehmboden immer noch hart wie Beton“, erklärt sie. Mithilfe von Baggern wurde der Boden Schicht für Schicht freigelegt und von den erfahrenen Archäologen mit kleinerem Werkzeug genauestens untersucht. „Wir haben viele schöne, kleine Dinge gefunden“, sagt die Archäologin. Datiert sind die meisten Funde auf die Jungsteinzeit, etwa 4500 Jahre vor Christus. In ihrem Kofferraum hat Heike Lasch für das Treffen ein paar davon zusammengestellt, die einen Eindruck von der Vielfalt vermitteln.

Jede Menge Keramik, Knochenreste von Tieren und viele Steingeräte, an denen die Menschen ihr Werkzeug schärften, wurden gefunden. Eine Münze ist jüngeren Datums. Sie stammt aus dem Jahr 1619. Die muss jemand auf dem Acker verloren haben. Entdeckt wurden aber auch die Reste eines bronzenen Beils. „Die Funde sind qualitativ hochwertig und deuten auf eine große Kunstfertigkeit hin“, sagt Heike Lasch.

Fundstücke könnten für Ausstellung bereitgestellt werden

Anders als beim Neubaugebiet „Im Hainspiel“, in dem sich die Funde der Bandkeramischen Kultur (5600 bis 4800 v. Chr) zuordnen ließen, deutet auf der Fläche des künftigen Baugebietes „Im Bachgange“ alles auf eine Folgegesellschaft, die sogenannte Rössener Kultur (4800 bis 4400 v. Chr.), hin. Schon damals war das heutige Niederdorfelden anscheinend ein beliebtes Siedlungsgebiet.

Die gefundenen Objekte gehen an das Hessische Landesamt für Denkmalpflege, wo sie archiviert werden. „Wenn die Gemeinde Interesse an einer Ausstellung hat, können wir sie natürlich zur Verfügung stellen“, sagt Dr. Dieter Neubauer, Bezirksarchäologe beim Landesamt.

Ein eindeutiger Beweis

„Das Wertvollste ist aber nicht der materielle Wert, sondern die Information über diese Zeit“, betont Neubauer. Spannend sei zum Beispiel die Frage, wie die Landschaft in der Steinzeit aussah. Man gehe davon aus, dass sie viel stärker profiliert war. „Diese Menschen waren die Ursiedler, die das Land kultiviert haben und die Grundlage für unsere Zivilisation gelegt haben“, gibt er zu bedenken. Für Bürgermeister Klaus Büttner „der eindeutige Beweis, dass hier schon damals gute Leute gewohnt haben“.

Aktuell legen die Archäologen eine Winterpause ein. Wenn es die Temperaturen zulassen, wollen sie ihre Arbeit im Januar fortsetzen. Im Februar soll mit der Erschließung des Areals begonnen werden. „Wenn hier nicht noch ein Keltenfürst entdeckt wird, steht dem nichts im Wege“, scherzt Neubauer. Auch ein Grabhügel wäre beispielsweise ein Hindernis für den Beginn der Bauarbeiten gewesen. Zur Erleichterung von Bürgermeister Büttner ist dies jedoch nicht der Fall.

Von Mirjam Fritzsche

Quelle: Hanauer Anzeiger